Es gibt Kinderkrippen und Tagesbetreuung, Tagesmütter, Kindergruppen und Babysitter. Jede Form der Kinderbetreuungseinrichtung ist für ein bestimmtes Eltern-Kind-Paar die Richtige. Aber welche?

Dazu kommen unterschiedliche Anforderungen der Eltern, wie mit ihren Kindern in der Kinderbetreuung umgegangen werden sollte. Ganz unterschiedlich sind auch die Vorstellungen, ab wann ein Kind außerfamiliär betreut werden sollte.

Das macht die Orientierung für Eltern etwas schwierig. Generell gilt: Auf das eigene Kind sollte die Kinderbetreuung zugeschnitten sein. Was für Freunde und Bekannte gut passt, muss für das eigene keine ideale Lösung sein. In der ländlichen Region gibt es allerdings nicht immer die passende Auswahl, um sich zwischen verschiedenen Kindergärten oder Kinderkrippen entscheiden zu können.

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Das Angebot der Kinderbetreuungseinrichtung in Österreich

Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt es auch bei der Entscheidung, ab wann ein Kind außer familiär betreut werden sollte. Parship.at hat dazu im Sommer 2015 eine Studie durchführen lassen.

Allgemein sprechen sich 57 Prozent der Österreicher dafür aus, dass Kinder bis zu ihrem 3. Lebensjahr von ihren Eltern betreut werden. Auffällig dabei:

  • 30 Prozent der Wiener befürworten eine Kinderbetreuung ab 2 Jahren, wenigstens in Teilzeit oder für wenige Stunden
  • 12 Prozent der Vorarlberger und Tiroler sehen das ähnlich
  • Ältere Befragte sehen die Kinderbetreuung als Hauptaufgabe der Mutter an, auch nach dem 3. Lebensjahr

Im Rahmen der Studie wurde auch deutlich, dass traditionelle Familienstrukturen beliebter sind als alternative Lebensmodelle. Jeder Vierte der 1.005 befragten Personen gab außerdem an, dass er eine Lockerung der klassischen Familienstrukturen begrüße. Insgesamt zeigte sich in der Studienerhebung, dass die Befragten respektvoll und tolerant mit den unterschiedlichen Lebensentwürfen ihrer Mit-Eltern umgehen.

QUelle: Parship.at
Quelle: Parship.at

Im Gegensatz zum Nachbarland Deutschland gibt es in Österreich keinen generellen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kinderbetreuungseinrichtung.

Verpflichtend ist allerdings das letzte Kindergartenjahr, das zumindest halbtags von allen künftigen Schulkindern besucht werden muss. Dafür ist der Besuch der Kinderbetreuungseinrichtung kostenfrei.
Infos auf wien.gv.at zum verpflichtetem Kindergartenjahr.

Je nach Region unterschiedlich sind die Einstiegszeitpunkte für die Kindergärten. Während in Wien der Kindergarten bereits mit 2 oder 2,5 Jahren starten kann, wird in anderen Regionen das Alter auf 4 Jahre heraufgesetzt.

Wann, wer, wohin? – Die Qual der Wahl

Wenn es die Möglichkeit gibt, dass ein Partner zunächst die Kinderbetreuung übernimmt und sich erst später mit dem Wiedereinstieg in den Beruf befasst, gehen Kinder meist ab 3 Jahren und in der Regel halbtags in eine Kinderbetreuung.

Der Kindergarten

kindergarten-gruppeFür Kindergärten sieht die gesetzliche Regelung einen Schlüssel von 1:12 bis 1:17 vor, die Höchstgrenzen in den Gruppen liegen bei 20 und 25 Kindern. Je Gruppe muss außerdem eine pädagogische Fachkraft mit Ausbildung zur Kindergartenpädagogin anwesend sein, Hilfskräfte sind in der Regel ebenfalls dabei.

Was spricht für den Kindergarten?

Den Alltag mit einer bunten Mischung an Kindern erleben und gemeinsam basteln, singen und Neues lernen. Kindergärten bringen unterschiedliche Konzepte mit sich – bei einigen wird unabhängig vom Wetter jeden Tag der Garten unsicher gemacht, bei anderen wird viel Wert auf musikalische Früherziehung oder die Vorbereitung auf die Schule gelegt. Für Kinder ist der Umgang mit anderen Kindern einer ähnlichen Altersgruppe oft motivierend, selbstständig zu handeln, neues auszuprobieren und sich langsam auf weitere Bezugspersonen neben den Eltern einzustellen.Für Eltern sind Kindergärten eine verlässliche Form der Kinderbetreuung. Selbst wenn eine Pädagogin ausfällt, ist für ausgebildeten Ersatz gesorgt. Außerdem werden im Kindergartenalltag spielerisch neue Themenfelder angesprochen, beispielsweise die Sicherheit im Straßenverkehr.

Was spricht gegen den Kindergarten?

Große Kindergruppen bedeuten für Kinder oft Stress. Auch die Trennung von der bisherigen Bezugsperson – meist die Mutter – ist zunächst einmal Stress. Für die Mutter ganz genauso, wie für das Kind.Unterschiedliche Regel- und Erziehungssysteme zwischen Eltern und Kindergarten treffen aufeinander, die in einer großen Kinderbetreuungseinrichtung und in großen Gruppen manchmal nur schwer angepasst werden können. Außerdem sind die Betreuungszeiten in der Regel festgelegt. Wer sein Kind außerhalb dieser Zeiten außerfamiliär betreuen lassen will, muss oft ergänzende Betreuungsangebote finden. Das ist zum einen mühsam, zum anderen auch kostenintensiver.



Die Kinderkrippe bzw. Krabbelstube

kinder-in-der-krabbelstubeFür die Kinderkrippe und eine Betreuung von Kindern unter 3 Jahren wird die Gruppengröße einheitlich auf maximal 15 Kinder beschränkt. Je nach Bundesland liegt der Betreuungsschlüssel bei 1:4 bis 1:8. Idealerweise bringen die Krippenpädagogen eine zusätzliche Ausbildung zur Früherziehung mit, aber auch das ist abhängig vom Bundesland und seinen Vorgaben.

Was spricht für die Kinderkrippen?

Eltern, die beide innerhalb der ersten 3 Jahre ihres Kindes wieder arbeiten, benötigen ebenfalls eine qualitative Kinderbetreuung. In der Krippe sind die Gruppen entsprechend angepasst auf weniger Kinder pro Gruppe. Was Sinn macht, schließlich brauchen die unter 3jährigen noch mehr Aufmerksamkeit und Ansprache. Wie im Kindergarten auch profitieren die kleineren Kinder im Spiel mit anderen Kindern und sind häufig früher selbstständig, was das Essen oder Anziehen angeht.

Was spricht gegen die Kinderkrippen?

Es widerspricht zumindest teilweise dem traditionellen Familienbild, wenn ein Kind mit einem oder zwei Jahren außerfamiliär betreut wird. Auch hier kann die Trennungssituation zu Stress führen, der das Kind belastet und es den Eltern schwer macht, die Arbeit wieder aufzunehmen. Obwohl die Betreuungsschlüssel bereits niedriger sind als in Kindergärten, sollten sie für eine angemessene Betreuung der Kinder noch niedriger angesetzt sein.

Tageseltern

tagesmutter-mit-kindTagesmütter beziehungsweise Tageseltern betreuen maximal 4 bis 5 Kinder, österreichweit ergibt das einen guten Betreuungsschlüssel. Die Qualifikationen sind unterschiedlich hoch gesteckt: Von einer rein theoretischen Ausbildung über 60 Stunden bis zur umfangreichen Theorie- und Praxisausbildung mit jeweils 300 und 160 Stunden sind unterschiedliche Qualifizierungsmodelle vorhanden. Tageseltern arbeiten meist freiberuflich oder werden über Wohltätigkeitsvereine und Tagesmüttervereinigungen vermittelt.

Was spricht für die Tageseltern?

In familiärer Umgebung und mit einer eher kleinen, meist alters-gemischten Runde werden Kinder bei Tageseltern betreut. Die Betreuungszeiten sind meist flexibler. Es baut sich oft eine sehr enge Bindung zwischen Tageskind und Tagesmutter auf, was die Abwesenheit der Eltern für das Kind erleichtert.

Was spricht gegen die Tageseltern?

Manchmal fehlt bei der Tagesmutter ein Konzept, das Ausfälle bei Krankheit oder Urlaub regelt. Berufstätige Eltern sind dann schnell in großer Bedrängnis, weil sie diese Ausfälle nur schwer mit eigenen Urlaubsansprüchen auffangen können. Manchen Eltern ist außerdem die enge Bindung zwischen Tageseltern und Tageskind eher unangenehm.

Ein letzter Grundsatz: Vertrauen und Bindung

Zuverlässige, liebevolle und anregende Kinderbetreuung ist das, was Kinder erwarten. Und auch erwarten sollten! Ob das innerhalb der Familie durch die Eltern und Großeltern bis zum 4. oder 6. Geburtstag passiert, wie es ein Großteil der Österreicher in der Parship-Studie (siehe oben) befürworten – oder ob es durch angemessene außerfamiliäre Betreuung umgesetzt wird, ist zunächst unwichtig.

Wesentlich wichtiger ist die Qualität der Betreuung und auch, dass die einzelne Kinderbetreuung zu dem Eltern-Kind-Paar passt.

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Welche Fragen sind außerdem wichtig?

Ab wann verkraftet ein Kind außerfamiliäre Betreuung?

Ab 18 Monaten profitieren Kinder, wenn die Qualität der Kinderbetreuung stimmt. Ist die betreuende Person eine Bezugsperson, die einfühlsam mit dem Kind umgeht, so profitiert dieses auch schon früher davon.

Was sind pädagogisch qualifizierte Personen?

Pädagogisch qualifizierte Personen müssen das 16. Lebensjahr vollendet und eine Ausbildung in Kinderbetreuung und –erziehung absolviert haben. Sind sie zwischen 16 und 21 Jahren alt, muss diese Ausbildung 16 Stunden umfassen. Bei älteren Personen reicht gesetzlich eine achtstündige Ausbildung.

In welchem Alter wird Kinderbetreuung angeboten?

Kinderbetreuung kann von 0 bis ca. 15 Jahren in Anspruch genommen werden. Der genaue Anfangs- und Endpunkt sollte jedoch individuell und im Sinne des Kindes bestimmt werden.

Was kostet Kinderbetreuung?

Die Kosten für Kinderbetreuung können nicht konkret festgelegt werden, da es zum einen auf die gewählte Kinderbetreuungs-Form als auch auf das Institut bzw. die Agentur oder die pädagogisch qualifizierte Betreuungs-Person und deren Angebot ankommt.

Kann ich Kinderbetreuungskosten steuerlich absetzen?

babysitterJa! Kinderbetreuung fällt unter „außergewöhnliche Belastungen“ und kann von Personen bzw. Ehe-Partnern beantragt werden, denen der Kinderabsatzbetrag mehr als sechs Monate im jeweiligen Jahr zusteht. Steht ein Unterhaltsabsatz für mehr als sechs Monate zu, so können auch unterhaltspflichtige die Kosten gegen Vorlage einer Rechnung absetzen.

Diese Rechnung muss vom betreuenden Institut oder der pädagogisch qualifizierten Person ausgestellt werden. Pro Jahr und Kind können maximal 2.300,- Euro abgesetzt werden. (Detaillierte Infos dazu auf help.gv.at)

Was passiert, wenn die betreuende Person des Kindes ausfällt?

Wenn die Betreuungsperson erkrankt, ist ein Elternteil oft bei der Ausübung des Berufes verhindert. Für solche Situationen kann man bis zu einer Woche pro Arbeitsjahr „Betreuungsfreistellung bzw. Pflegefreistellung“ beanspruchen. Dazu benötigt es keinen gemeinsamen Haushalt mit dem Kind. Das jeweilige Elternteil erhält Entgelt, um während der Pflege finanziell nicht benachteiligt zu sein.

Es benötigt viele Überlegungen und Entscheidungen, um für Ihr Kind das bestmögliche zu finden. Jede Betreuungsform hat Vor- und Nachteile, auch, wenn sie ihr Kind selbst betreuen. Wichtig ist herauszufinden, was Sie und Ihr Kind am glücklichsten macht.

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