Besonders häufig trifft man sie auf Spielplätzen und Kindergeburtstagen an: Die Rede ist von den sogenannten Helikopter-Eltern, die besorgt um ihren Nachwuchs herumschwirren und jede Art von Enttäuschung von ihm fernhalten wollen.

Auf dem Spielplatz tollen sie gemeinsam mit ihren Kindern auf der Rutsche herum oder buddeln mit ihnen im Sandkasten. Zu Geburtstagsfesten bringen sie meistens jede Menge kreative Spielideen mit, um den Nachmittag der Kinderschar mit sinnvollen Aktivitäten zu füllen und Langeweile keine Chance zu geben.

Vereinzelt hat es Helikopter-Eltern schon immer gegeben, aber früher sprach man von überbesorgten Eltern und umgekehrt von überbehüteten Kindern. Heute hat man sich an das Phänomen gewöhnt, denn es ist in unseren Breitengraden extrem verbreitet. Einzelkinder werden immer häufiger, wodurch Eltern mehr Zeit haben, sich ausschließlich auf deren Bedürfnisse zu konzentrieren.

Was sind Helikopter-Eltern?

Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Amerikanischen. Als Helikopter-Eltern bzw. Hubschrauber-Eltern bezeichnet man Elternteile, die aus verschiedenen Gründen ihre Kinder vollständig kontrollieren.

Sie kreisen wie Hubschrauber ständig um sie herum und überwachen sie auf Schritt und Tritt. Meistens handelt es sich dabei speziell um überängstliche Mütter, die ihren Kindern keine Chance geben, eigene Erfahrungen zu machen und daraus zu lernen. Helikopter-Eltern möchten ihren Nachwuchs am liebsten in völliger Sicherheit in einem für sie perfekten Umfeld wissen. Und wenn das Kind einmal einen schlechten Tag hat oder sich langweilt?

Ein unerträglicher Gedanke für übervorsorgliche Mütter und Väter. Sobald es dem Kind offensichtlich an Spaß fehlt, greifen sie ein und versuchen es aufzumuntern und zu motivieren. Dem Kind zuzusehen, wie es auf dem Sofa lümmelt und nichts Nützliches unternimmt, ist für Helikopter-Eltern ein Albtraum.

Helikopter-Eltern fungieren in jedem Lebensbereich ihrer Kinder als Kontrollorgan. Häufig beginnt dieser Teufelskreis, wenn sie ihre Kinder in den Hort oder Kindergarten geben und die stundenweise Trennung für sie selbst als traumatisches Ereignis empfinden. Kindergärtnerinnen und Lehrer kennen das Phänomen sehr gut, schließlich haben sie jeden Tag mit übervorsorglichen Eltern zu tun. Es ist heute fast gang und gäbe, seine Kinder auch für kurze Strecken zur Schule zu fahren, sie möglichst bis an die Klassentür zu begleiten und nachmittags wieder abzuholen. Ein 10-jähriges Kind auf dem Schulweg allein die Straße überqueren zu lassen – für Helikopter-Eltern ist dieser Gedanke unvorstellbar.

Eigene Entscheidungen treffen, sich mit der Clique im Kino einen Film ansehen, Freunde nach Hause einladen oder einfach nur die Freizeit planen: Kindern von Hubschrauber-Eltern wird jegliche Verantwortung abgenommen. Eltern haben ein schlechtes Gewissen, ihren Kindern Entscheidungen zu überlassen und entwickeln im Laufe der Jahre einen regelrechten Kontrollzwang – aus Liebe, Narzissmus, Sorge, Angst oder Ehrgeiz. Es fällt ihnen schwer, ihre erwachsenen Kinder nach 18 Jahren einfach „loszulassen“. Aus diesem Grund sind sogar in Hörsälen der Unis vereinzelt übereifrige Mütter anzutreffen, die während der Vorlesungen mitschreiben oder mit den Professoren über ihren Nachwuchs sprechen. Helikopter-Eltern gehen sogar so weit, sich beim Arbeitgeber ihres Sohnes oder ihrer Tochter zu informieren.

Testen Sie sich: Gehören Sie zu den Helikopter-Eltern?

Wenn Sie selbst eine Helikopter-Mutter oder ein Helikopter-Vater sind, werden Sie sich in mehreren Punkten der folgenden Checkliste wiedererkennen:

  • Sie stellen einen Tagesprogramm für Ihr Kind auf und verplanen dabei jede nützliche Minute.
  • Wünsche Ihres Kindes berücksichtigen Sie nur, wenn diese Ihren persönlichen Vorstellungen entsprechen.
  • Auf dem Spielplatz sind Sie ständig in Sorge um das Wohlergehen Ihres Kindes.
  • Wann immer es möglich ist, spielen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind.
  • Steht ein Kindergeburtstag an, laden Sie selbst die Freunde Ihres Kindes ein und bestimmen, was gespielt und welche Musik gehört werden soll.
  • Auf Klassenfahrten würden Sie gern mitfahren, um sicherzugehen, dass Ihrem Kind nichts zustößt oder es nichts anstellt.
  • Häufig erledigen Sie die Hausaufgaben für Ihr Kind, wenn dieses zu müde oder gestresst ist bzw. weil Sie auf makellose Arbeiten Wert legen.
  • Schlechte Noten nehmen Sie persönlich und sprechen die Lehrer darauf an.
  • Bei den sportlichen Freizeitaktivitäten Ihres Kindes sind Sie stets dabei und sprechen gern mit dem Trainer über Fortschritte oder Misserfolge.
  • Mit den Lehrkräften schließen Sie Freundschaft und sprechen mit ihnen über Ihr Kind auch außerhalb der Sprechtage.
  • Sie tragen die Verantwortung für Haushalt und Kind ganz alleine.
  • Wenn möglich, verfolgen Sie jeden Schritt Ihres Kindes, auch mithilfe von Apps auf dem Smartphone.

Welche Auswirkungen hat die Helikopter-Erziehung auf ein Kind?

Häufig stehen Kinder von Hubschrauber-Eltern gern im Mittelpunkt, weil sie im häuslichen Umfeld als Star behandelt werden. Helikopter-Eltern erfüllen ihren Kindern oft alle materiellen Wünsche. Dadurch entwickeln diese eine unrealistische Anspruchshaltung gegenüber ihrem Umfeld, die ihnen anerzogen wurde und umso schwerer abzulegen ist.

Spätestens im Kindergarten oder in der Schule wird diese Haltung zum Problem, und Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen sind vorprogrammiert. Andere Kinder akzeptieren nicht automatisch die Führungsposition des Helikopter-Kindes, da es sich seine Stellung innerhalb der Gruppe nicht durch besondere Qualitäten oder Leistungen erarbeitet hat. Häufig fordert das Helikopter-Kind durch aggressives Verhalten gegenüber der Gruppe seine Führungsstellung ein, was eine Intervention durch die Lehrkräfte notwendig macht.

Andere Kinder von Hubschrauber-Eltern wiederum ziehen sich aus der Gruppe zurück, da sie sich von den Gleichaltrigen unverstanden fühlen. Das Helikopter-Kind wird von der Gruppe als Außenseiter behandelt. Häufig wird dieses Verhalten über die gesamte Schulzeit beobachtet. In einigen Fällen besuchen Helikopter-Kinder eine Psychotherapie, um aus dem Teufelskreis Überbehütung ausbrechen zu können.

Das Helikopter-Kind ist nicht imstande, Konflikte zu bewältigen, da ihm von den Eltern jegliche Verantwortung und Entscheidungsfreiheit abgenommen wird. Greifen die Eltern bei Problemen mit Mitschülern ein, wird das Kind von der Gruppe noch mehr ausgegrenzt. In der Regel haben Kinder keine Lust, mit Gleichaltrigen zu spielen, die nicht gelernt haben, auch einmal zu verlieren. Ein Helikopter-Kind ist daran gewöhnt, seine Ziele problemlos zu erreichen und kennt daher weder Höhen noch Tiefen in seinem Alltag. Spätestens in der Schule muss es sich jedoch der realen Welt stellen, die es mit seiner Unselbstständigkeit konfrontiert.

Praktische Tipps, wie Sie Ihr Kind zu mehr Selbstständigkeit und Selbstvertrauen erziehen

Aus der Spirale der Überbehütung können Helikopter-Eltern und ihre Kinder nach und nach ausbrechen. Hier sind einfache Tipps für Hubschrauber-Eltern, die sich mit Geduld und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die des Kindes umsetzen lassen:

Ihr Kind muss seine Grenzen austesten. Das bedeutet für kleinere Kinder, etwa auf dem Spielplatz nicht sofort einzugreifen, wenn es sich mit einem anderen Kind streitet. Häufig lösen Kinder Konflikte ohne die Intervention von Erwachsenen. Schulkindern sollte beim Hausaufgabenmachen nicht ständig über die Schulter geschaut werden. Sie werden sehen: Erfolgserlebnisse fördern das Selbstvertrauen und motivieren Ihr Kind zu selbstständigem Arbeiten.

Einen überschaubaren Schulweg kann Ihr Kind allein bewältigen. Anfangs können Sie mit ihm gemeinsam den Weg einüben, bis Sie sicher sind, dass das Kind gefahrlos zur Schule kommt. Auf diese Weise erhält es Selbstsicherheit und lernt Verantwortungsbewusstsein.
Ihr Kind hat seine Jause oder seinen Turnbeutel zuhause vergessen? Erliegen Sie nicht der Versuchung, ihm diese Dinge in die Schule nachzubringen. Innerhalb kurzer Zeit wird es zur Gewohnheit werden, alles Nötige einzupacken. Kinder lernen aus ihren Fehlern!
Lassen Sie sich im Haushalt helfen. Schon kleine Kinder haben Spaß daran und werden ohne Zwang zu Selbstständigkeit erzogen.

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