Eine Trennung oder Scheidung der Eltern ist für Kinder, egal in welchem Alter, immer eine große emotionale Herausforderung. Denn ein richtiger Umgang mit einer solchen Situation ist für alle Beteiligten nicht leicht.

Vor allem aber die Kinder wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen, scheuen sich aber auch oft davor, offen mit den Eltern darüber zu reden. Dadurch passiert es, dass die Trennung das Kind wesentlich mehr belastet, als die Eltern vermuten. Welche Auswirkungen eine Scheidung für das Kind haben kann und welche Maßnahmen sie dagegen ergreifen können lesen sie im Folgenden.

Welche Auswirkungen hat die Scheidung der Eltern auf die Kinder?

Gerade am Anfang gibt es die meisten Probleme

Oft fallen Kinder in ein tiefes Loch
Oft fallen Kinder in ein tiefes Loch

Da Kinder mit der neuen Situation nicht richtig umgehen können, entwickeln sie oft ganz neue Verhaltensmuster, die Eltern ernst nehmen sollten. Dazu zählen unter anderem:

  • Aggressivität
  • Zurückziehen
  • Trauer
  • Unsicherheit

Gerade denn, wenn solche Verhaltensmuster für das Kind normalerweise unüblich sind, sollte man darauf sofort reagieren und nicht einfach abwarten.

Bei kleineren Kindern, bis hin zu Kindern in der Volksschule kann es durchaus dazu führen, dass sie wieder nachts ins Bett machen und an ihrem Daumen lutschen. In der Regel sind das jedoch nur Auffälligkeiten, die vorübergehend sind, also nur eine bestimmte Zeit andauert.

Sobald die Eltern sich aber wieder intensiver mit dem Kind beschäftigen und das Leben des Kindes in geregelten Bahnen verläuft, verschwinden diese Verhaltensmuster von allein. Bei etwas älteren Kindern kann ein völlig anderes Problem entstehen. Sie versuchen nun oftmals die Rolle des fehlenden Partners einzunehmen. Gerade Jungs neigen dazu, die Rolle des Vaters zu spielen, merken jedoch nicht, dass sie sich damit selbst völlig überfordern.

Darüber hinaus kann dieses Verhalten dazu führen, dass die Mutter nicht mehr als Autoritätsperson wahrgenommen wird und Kinder sich nicht mehr an die von den Eltern gesetzten Grenzen halten. Problematisch wird es vor allem dann, wenn das Kind versucht, dieses Verhalten auch gegenüber seiner Freunde durchzusetzen. Das kann längerfristig Probleme mit sich führen, beispielsweise soziale Ausgrenzung bis hin zu Mobbing.

Das Verhalten der Eltern ist ausschlaggebend

Natürlich ist eine Trennung auch für die Eltern nicht immer einfach. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass man als Erwachsener viel rationaler mit dieser Situation umgehen kann, als ein Kind. Kinder reagieren immer sehr emotional. Manchmal recht offen, aber manchmal eben auch eher „versteckt“, sodass man es als Eltern gar nicht auf den ersten Blick realisiert.

Bei einer Trennung müssen die Eltern dafür sorgen, dass der Alltag des Kindes geregelt bleibt und das notwendige Veränderung möglichst nach und nach eintreten und dem Kind vorher genauestens vermittelt werden. Dem Kind muss deutlich gemacht werden, dass die Trennung der Eltern nicht auf seinen Schultern lastet.

Vor allem in den verschiedenen Übergängen der einzelnen Lebensabschnitte sind Kinder besonders empfindsam und angreifbar. Hier müssen Eltern extrem aufmerksam bleiben und darauf achten, dass diese Übergänge den Kindern gelingen. Oftmals kann es passieren, dass die Schritte zu schnell gegangen werden und das Kind aber noch gar nicht auf die neuen Anforderungen eingestellt ist.

Hilfestellung für Kinder und die Eltern bei einer Trennung

In Österreich ist es sei Anfang 2013 verpflichtend, bei einer einvernehmlichen Scheidung Beraung auszusuchen. Eine Liste der Organisationen finden sie im Internet unter folgender Adresse: http://www.kinderrechte.gv.at

Wir haben Frau Mag. Dagmar Bojdunyk-Rack, Geschäftsführerin von RAINBOWS-Österreich zum Interview gebeten. Herzlichen Dank für die Bereitschaft zum Interview.

Was ist Rainbows?

RAINBOWS ist ein gemeinnütziger Verein, der Kinder und Jugendliche in ganz Österreich (außer Vorarlberg) begleitet, die einer Trennung oder Scheidung ihrer Eltern erlebt haben oder die vom Tod eines geliebten Menschen betroffen sind.

Kinder wachsen im Bewusstsein auf, dass ihre Eltern immer für sie da sein werden, sie fühlen sich sicher und geborgen. Wenn sich die Eltern nun trennen oder wenn es zu einem Todesfall kommt, so verlieren die Kinder zunächst einmal diese Sicherheit. Ihre Welt bricht zusammen, und wissen nicht, wie sie mit dem plötzlichen Verlust ihrer vertrauten Lebenssituation umgehen sollen.

RAINBOWS erreichen sie unter der Telefonnummer 0316/68 86 70 oder im Internat auf www.rainbows.at

Welche Alarmsignale gibt es – wann sollte man sich fachkundige Hilfe holen?

Kindergruppe
Fotocredit: RAINBOWS

Kein Kind nimmt die Veränderung des familiären Lebens so hin, als ob nicht nichts wäre! Gesunde Kinder müssen auf diese Situation reagieren, ihre Reaktionen sind normal, wichtig und gesund. Das seelisches Gleichgewicht ist verloren gegangen ist und die Reaktionen der Kinder sind erste Schritte, wiederum in eine Balance zu kommen.

Reaktionen, die auftreten können: Rückzug. Aggressionen, Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten, auffälliges Verhalten, Rückschritte in der Entwicklung oder psychosomatische Beschwerden. Es gibt aber auch Kinder, die nach außen hin scheinbar nicht reagieren, bei denen es den Anschein macht, als ob ihnen die Trennung nichts ausmachen würde.

Was kann Ihr Verein für Betroffene Kinder machen?

Die RAINBOWS-Gruppe richtet sich an Kinder und Jugendliche von 4-17 Jahren, wobei die Kleingruppen (vier bis fünf Kinder) altersgemäß zusammengefasst sind (4-5, 6-8, 9-11, 12-14 sowie 15-17 Jahre). In 14 wöchentlichen Gruppentreffen unter der Leitung einer qualifizierten RAINBOWS-Gruppenleiterin werden nach einem bewährten Konzept wichtige Themen in Zusammenhang mit Trennung/Scheidung altersgerecht und kreativ bearbeitet.

Die Kinder erhalten Anregungen, ihre Gefühle auf verschiedene Arten zum Ausdruck zu bringen und lernen, mit der neuen Familiensituation besser zu Recht zu kommen. Drei begleitende Gespräche mit den Eltern/-teilen runden das gruppenpädagogische Angebot ab.

Vom richtigen Zeitpunkt
Ein Großteil der Kinder besucht die RAINBOWS-Gruppe einige Monate bis 1 Jahr nach der Trennung oder Scheidung ihrer Eltern. Aber auch wenn einige Jahre verstrichen sind und sich die Familiensituation (z. B. wenn eine Patchworkfamilie gegründet wird) wieder ändert, kann der Besuch einer RAINBOWS-Gruppe unterstützend sein.

Fotocredit: RAINBOWS

Abschied nehmen – RAINBOWS Begleitung bei Tod eines geliebten Menschen
Der Tod eines Menschen, der zur eigenen Familie gehört oder zu dem das Kind eine ganz besondere Beziehung gehabt hat, stellt eine besondere Belastungssituation dar, die Welt des Kindes gerät aus den Fugen. RAINBOWS bietet für Kinder/Jugendliche nach dem Tod eines geliebten Menschen eine bedürfnisorientierte und individuelle Unterstützung zur Bewältigung dieser schwierigen Lebenssituation.

Das Angebot erfolgt zeitlich und örtlich flexibel, angepasst an die Bedürfnisse der Betroffenen. Die Kinder werden in ihren Ressourcen im Umgang mit dem Tod gestärkt, und finden durch Erinnerungsarbeit und Abschiedsrituale einen individuellen Weg durch die Trauer.

RAINBOWS-Sommercamps nach Trennung und nach Todesfällen
In den RAINBOWS-Sommercamps können Kinder zwischen 8 und 12 Jahren nach Trennung/Scheidung, aber auch in eigenen Camps, nach dem Tod eines nahen Angehörigen, Abstand gewinnen.

Im Mittelpunkt dieser Woche stehen die Stärkung der Ressourcen der Kinder sowie ihre eigene Position in der Familie und die Erfahrung von Gemeinschaft, im Rahmen von Erholung und Ferien, mit viel Spiel und Spaß.

Welches Angebot gibt es für die Eltern?

Beratung/Coaching von Eltern und Bezugspersonen in Trennungs- und Trauersituationen
Es geht dabei u.a. um Fragen wie

  • „Wie sagen wir unserem Kind, dass wir uns trennen?“,
  • „Sollen wir Weihnachten auch nach der Trennung gemeinsam feiern?“, oder
  • „Soll das Kind mit zum Begräbnis kommen?“

Verpflichtende Einzel-, Elternpaarberatung und Gruppeninformationsveranstaltung nach § 95, Absatz 1a
Seit 1.2.2013 ist für Eltern, die sich einvernehmlich scheiden lassen, eine Beratung in Bezug auf ihre Kinder verpflichtend. Bei diesen Veranstaltungen werden die Eltern darauf vorbereitet, wie Kinder eine Trennung erleben und wie sie – abhängig vom Alter – reagieren können. Hier wird vermittelt, was ein Kind am meisten braucht.

Betroffene Eltern bekommen Tipps, wie sie ihr Kind in dieser schwierigen Situation bestmöglich unterstützen. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Kontakte zwischen dem Kind und seinen Bezugs­personen gestaltet werden können.

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3 Kommentare

  1. Mein Bruder und seine Frau gehen durch eine schwere Scheidung. Dieser Blog hat gute Tipps denk ich, besonders was die Kinder bei einer Scheidung betrifft. Ich wusste nicht, dass die meisten Probleme am Anfang sind, z. B. Aggressivität und Zurückziehen. Ich hoffe, dass alles nicht noch schlimmer wird bei der Scheidung. Ich werde ja diese Information in Erinnerung halten für die Zukunft.

  2. Meine Schwester und ihr Mann haben sich getrennt und suchen sich gerade beide einen Anwalt für Scheidung. Als Patentante ihrer Tochter mache ich mir Sorgen, wie die 8-jährige mit der Trennung ihrer Eltern zurechtkommt. Die RAINSBOWS-Angebote für die Kinder scheinen mir eine gute Möglichkeit zu sein, die neue Situation zu verarbeiten und zu akzeptieren. Ich werde meiner Schwester raten, sich an den Verein zu wenden, so dass sowohl ihrer Tochter als auch ihr durch die begleitenden Elterngespräche geholfen werden kann.

  3. Gut zu wissen, dass Kinder sich oft davor scheuen mit ihren Eltern offen über die bevorstehende Trennung oder Scheidung zu sprechen. Ich wusste nicht, dass Kinder in solchen Situationen neue Verhaltensmuster entwickeln. Unser Anwalt für Familienrecht hat uns dazu geraten vorsichtshalber mit unseren Kindern zur Therapie zu gehen.