So gern man sein Kind auch Bösem schützen möchte, gibt es doch Momente die es schlicht unmöglich machen, es davor zu bewahren. Was, wenn Mama und Papa sich trennen? Wenn der geliebte Großvater stirbt oder vielleicht auch „nur“ das Haustier?

All das kann einer Kinderseele großes Leid zufügen. Umso wichtiger, dass man dann die richtigen Worte findet, um dem Kind gleichzeitig die Nachricht zu vermitteln, als auch zu verhindern, dass es zu sehr darunter leidet. Damit Du dabei keine Fehler begehst, liest Du hier die wichtigsten Verhaltensmaßregeln für unterschiedliche Fälle von schlechten Nachrichten.

Das richtige Alter

Eigentlich gibt es aus Elternsicht kein richtiges Alter, um ein Kind mit Nachrichten zu konfrontieren, die es verstören. Allerdings gilt dies nur begrenzt. Bis zum Alter von etwa drei Jahren, je nach Entwicklungsstand, ist es tatsächlich besser, es nicht direkt zu behelligen. Unterhalb dieser Schwelle sind die meisten Kinder kognitiv noch nicht fähig, Tod oder Trennung wirklich zu begreifen, beides ist für sie eine Art Abwesenheit auf Zeit. Und generell haben Kinder, je nach Alter, eine abgestufte Sichtweise auf Vergänglichkeit:

  • Bis drei Jahre: Tod bedeutet Abwesenheit
  • Drei bis sechs Jahre: Der Tod ist ein vorübergehender Zustand
  • Sechs bis neun Jahre: Der Tod wird als Bestrafung für etwas angesehen

Und erst ab einem Alter von zehn Jahren haben Kinder überhaupt ein mit Erwachsenen vergleichbares Verständnis von der Endgültigkeit des Todes. Es ist also imminent wichtig, nicht nur die zum jeweiligen Alter passende Reaktion zu verstehen, sondern auch dem Kind die Nachricht so zu vermitteln, dass sie den kognitiven Fähigkeiten entspricht.

Kinderseelen trauern „kindisch“

So, wie falsches Näherbringen schlechter Nachrichten Kinder verstören kann, verstören deren Reaktionen oft auch Erwachsene. Denn Kinder reagieren auf solche Botschaften nicht mit Erwachsenen-Verhaltensmustern. Sie fangen nicht zwingend an, zu weinen, wirken niedergeschlagen, sondern reagieren eher in genuin kindlichen Verhaltensmustern, etwa:

  • Starke und plötzliche Stimmungsschwankungen
  • Gereiztheit
  • Trennungsängste
  • Rückzug in nicht (mehr) dem Alter entsprechende Verhaltensmuster

Besonders schlimm wirken dann auf Kinder eigene Verhaltensweisen aus der Vergangenheit. Ein Kind, dass seiner Mutter irgendwann an den Kopf warf „ich will dich nie wieder sehen„, wird eine Scheidung auf diesen Schlüsselmoment zurückführen und sich deshalb die Schuld geben.

Aus diesem Grund ist es extrem wichtig, dem Kind nicht nur die Hintergründe altersgerecht zu erklären, sondern auch mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass es selbst keinerlei Schuld trifft (selbst wenn es, etwa bei einem „Unfall“ mit dem Haustier, daran schuld sein sollte).

Dem Kind Trennungen näherbringen

Jeder, der eine Trennung erlebt hat, weiß, dass es tausenderlei Gründe gibt, warum eine Beziehung gescheitert ist. Bloß verfügen Kinder nicht über diese Erfahrung. Für sie ist eine heile Elternwelt die natürlichste Sache, denn sie kennen ja kein „Außerhalb“ von diesem Idealzustand.

Hier tritt der Hang zur Eigenbeschuldigung besonders zutage. Denn wie auch Erwachsene neigen Kinder dazu, sich an etwas umso stärker zu erinnern, wenn es mit starken Emotionen verknüpft ist. Wo die meisten Erwachsenen beispielsweise wissen, was sie am 11. September 2001 taten, erinnert sich ein Kind vielleicht genau an den gestressten Vater, der fluchte, dass er das Geschrei seines Kindes nicht mehr ertragen könne.

Diese Eigenschuldzuweisung zu verhindern, ist die erste Verhaltenspflicht. Abgestuft lässt sich die Trennung am besten folgendermaßen erklären:

  • Nicht verschweigen, dass eine Trennung folgen wird, sonst wird das Kind nur verwirrt.
  • Ein Gespräch suchen, in dem beide Elternteile in freundlicher Atmosphäre erklären, warum sie sich trennen.
  • Dem Kind zu verstehen geben, dass man weiß, dass es darüber nicht erfreut sein wird, aber dennoch die Unabwendbarkeit der Entscheidung betonen.
  • Beide Eltern müssen zudem unterstreichen, dass es nichts mit dem Kind zu tun hat und dass sie es beide künftig nicht weniger lieben werden.

Um den heißen Brei herumreden bringt dabei ebenso wenig wie die Verwendung von Worten wie „Vorübergehend, für kurze Zeit“ usw. Das weckt im Kind nur falsche Hoffnungen. Ebenso wichtig ist es, dem Kind künftig eine erhöhte, aber von beiden Elternteilen gleichstarke Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Dem Kind den Tod eines Haustiers nahe bringen

Miez wurde überfahren, Bello muss eingeschläfert werden, der Hamster liegt morgens tot im Käfig. Das große Problem beim Haustiertod ist, dass man im Gegensatz zum Tod eines Menschen es nicht immer kontrollieren kann, wann und in welcher Form das Kind davon erfährt.

Es kann mit eigenen Augen sehen, wie die geliebte Katze unter die Räder kommt oder morgens beim Aufwachen merken, dass der Nager das Zeitliche gesegnet hat.

Dennoch gibt es einige Grundregeln für den Umgang mit dem Tiertod. Und die vielleicht wichtigste davon lautet, das Tier nicht mit Sätzen wie „es war doch nur ein…“ gegenüber dem Kind herabzuwürdigen. Wie Forscher der renommierten Cambridge Universität jüngst herausfanden, entwickeln Kinder zu Tieren nicht nur eine ähnlich starke Bindung wie zu Menschen, sondern sind diesen oft noch näher als den eigenen Geschwistern. Weder verstehen sie, warum es „nur“ ein Tier war, noch, warum sie deshalb weniger trauern sollten.

Und deshalb sollte man nicht weniger Mühe in die kindliche Trauerarbeit investieren, als bei einem verstorbenen Menschen:

  • Dem Kind gute Gründe für den Tod nennen, selbst wenn sie einem selbst nicht bekannt sind („Bello war schon sehr alt“).
  • Dem Kind ein Abschiednehmen ermöglichen, sofern das Tier äußerlich unversehrt ist (Kleintiere dürfen in Österreich im Garten bestattet werden, bei größeren Tieren bietet sich evtl. eine Einäscherung an).
  • Die Trauer des Kindes ernst nehmen, auch wenn der Tod bereits mehrere Wochen zurückliegt.

Zudem sollte man auch nicht versuchen, das Kind durch ein neues Tier glücklich zu machen. In seinen Augen ist dies kein adäquater Ersatz für „sein“ Tier und wird auch nicht dazu führen, dass es sich besser fühlt, sondern eher, dass es zu dem neuen Mitbewohner keine richtige Beziehung aufbauen kann. Als Näherungswert empfiehlt es sich, nicht vor Ablauf eines Jahres ein neues Tier anzuschaffen.

Dem Kind den Tod eines Menschen beibringen

So viel schlimmer ein verstorbener Mensch in den Augen von Erwachsenen auch ist, für die Erklärung gegenüber dem Kind hat er einen „Vorteil“, wenn man es so nennen will. Denn Oma stirbt oft in Ruhe im Krankenhaus oder wird, falls es zu Hause geschah, zumindest in den seltensten Fällen vom Kind so entdeckt werden. Das macht es möglich, ihm den größten Schockmoment zu ersparen – ohne jedoch weniger Mühe bei der Trauerarbeit investieren zu müssen.

Verkompliziert wird das bei nahen Angehörigen natürlich dadurch, dass die Eltern in diesem Fall meist selbst trauern (im Gegensatz zum Tiertod, der für Erwachsene leichter zu verkraften ist). Doch so hart es klingt, „da müssen Eltern durch“, denn der falsche Umgang mit solchen Trauermomenten kann Kinderseelen stark aus der Bahn werfen. Wie eingangs erwähnt, ist die schwierigste Aufgabe dabei, dem Kind die Absolutheit des Todes begreiflich zu machen. „Oma ist tot und sie wird nicht wiederkommen“ klingt für Eltern vielleicht brutal, aber so oder zumindest so ähnlich muss es kommuniziert werden.

Von Trauerfeiern fernhalten, um sie zu schonen, sollte man Kinder indes nicht. Zumindest nicht, wenn es sich um einen nahen Menschen handelte, mit dem das Kind oft Kontakt und ein gutes Verhältnis hatte. Hier kann es, besonders für selbst trauernde Eltern, jedoch hilfreich sein, auf eine weniger involvierte, dem Kind aber ebenfalls vertraute dritte Person zu setzen. Diese kann während der Trauerzeremonie das Kind nah bei den Eltern kontrollieren und es gegebenenfalls herausziehen, falls der seelische Druck zu groß wird.

Und generell sollten alle Phasen der kindlichen Trauer gleiche Wertschätzung erfahren, wie bei Erwachsenen:

  • Dem Kind muss der Grund des Todes begreiflich gemacht werden. Wenn der Verwandte wegen eines Unglücks gestorben ist, sollte das auch so erklärt werden und nicht übertrieben „durch die Blume„. Beispiel: „Der Onkel Hans war mit dem Motorrad unterwegs. Da platzte ihm ein Reifen und er baute einen schlimmen Unfall, den er nicht überlebte“. Allerdings auch nicht zu brutal erklären – wenn besagter Onkel mit dem Motorrad frontal in einen Laster prallte, braucht das Kind dies nicht zu wissen.
  • Es muss verstehen, dass der Tod zwar unabwendbar ist, er aber nicht bedeutet, dass ein Mensch gänzlich aus dem Leben verschwindet. Beispiel: „Guck mal, das ist ein schönes Foto von Onkel Hans. Wir hängen es hierhin und wann immer dir danach ist, kannst Du dich damit an ihn erinnern und dich ruhig auch mit ihm unterhalten„.
  • Die Eltern müssen ein offenes Ohr für alle Fragen des Kindes haben – und auch nicht überrascht sein, wenn aus Erwachsenensicht wenig pietätvolle Fragen kommen. Kinder wissen weder, wie ein Toter aussieht, noch warum man hierzulande nur auf Friedhöfen beerdigen darf.

Wie Eltern dem Kind den Tod selbst begreiflich machen, hängt indes auch vom Glaubensbekenntnis ab. Falsch ist es für die Kinderseele in keinem Fall (auch nicht in einem Atheistenhaushalt), wenn ihm erklärt wird, dass der Tote nur die hiesige Welt verlassen hat und „im Himmel“ ein zweites Leben führt.

Was allerdings in diesem Zusammenhang vermieden werden sollte, ist, aus dieser Situation eine Erziehungsmethode zu machen. „Iss deinen Teller leer, Opa schaut vom Himmel zu und freut sich sicher darüber“ verunsichert Kinder nur und sorgt dafür, dass der Verwandte von einem lieben Menschen in Kindesaugen zu einer Art „Untotem“ wird, der außerhalb der Wahrnehmung und Kontrolle des Kindes über seine Handlungen urteilt. Das ist weder der kindlichen Trauerarbeit zuträglich, noch dem langfristigen Erinnern an den Verstorbenen.

Fazit

Kinder sind sehr wohl in der Lage, auch in jungen Jahren schon schlechte Nachrichten zu verarbeiten. Es braucht bloß ein kindgerechtes Heranführen an diese Botschaft – und viel Verständnis dafür, dass Kinder sich auch in diesem Bereich anders verhalten, als Erwachsene.


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