Wer gerade seine Scheidung hinter sich gebracht hat, oder sich noch mitten im Prozess der Scheidung befindet muss unter Umständen in jedem Fall Alimente bezahlen. Diese müssen vor allem dann bezahlt werden, wenn gemeinsame Kinder zum Ex Partner, bzw. zur Ex Partnerin ziehen. Viele Menschen stellen sich während einer Scheidung die folgenden Fragen:

  • Wo wird mein Kind leben?
  • Muss ich Kosten für mein Kind tragen?
  • Wie hoch sind die Alimente, die ich für mein Kind bezahlen muss?
  • Wie lange muss ich Alimente für mein Kind bezahlen?
  • Für wie viele Kinder muss ich Alimente bezahlen?

Dieser Ratgeber soll dabei helfen, die richtigen Antwort auf die Fragen zu erhalten und somit ohne Probleme zu wissen, welche finanziellen Lasten auf einen zukommen können. In der Praxis machen sich viele Menschen bei einer Scheidung große Sorgen, denn es kann schnell dazu kommen, dass hohe Kosten nicht nur allein durch die Scheidung auf einen zukommen, sondern auch durch die Kinder, die meist bei Vater oder Mutter im Anschluss leben.

Wo wird mein Kind nach der Scheidung leben?

In der Regel ist es sehr unterschiedlich, wo die Kinder nach der Scheidung der Eltern leben. Viele Kinder leben inzwischen bei ihren Müttern, da diese sich oftmals um die Erziehung kümmern und die Väter Vollzeit arbeiten geben. Neben den so genannten alleinerziehenden Müttern gibt es auch die alleinerziehenden Väter, die ebenfalls immer häufiger in der Statistik auftreten. Anzumerken ist, dass es möglich ist, dass beide Rollen die Erziehung des Kindes übernehmen und dass das Kind bei beiden Parteien leben kann.

Manchmal hat das Kind auch einen Wunsch, bei wem es lieber leben möchte. In der Praxis hat es meist einen zentralen Wohnsitz z.B. bei Vater oder Mutter und kann die jeweils andere Partei natürlich auch unter der Woche oder am Wochenende sehen. Vieles ist in Österreich auch davon abhängig, wo die Eltern wohnen und natürlich auch davon, wie weit diese auseinander wohnen und wie viel Zeit sie haben. In vielen Fällen gibt es keine Einigung darüber, wo das Kind leben darf.

Deshalb kommt es häufig zu Gerichtsprozessen, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken und die dazu führen können, dass alle Beteiligten eine Menge an Nerven lassen und gleichzeitig hohe Kosten entstehen.

Muss ich Kosten für mein Kind tragen?

Ja, es ist notwendig, dass Kosten für das Kind mitgetragen werden müssen. Sowohl Vater als auch Mutter sind dafür verantwortlich, dass es dem Kind gut geht und dass die entsprechenden Kosten getragen werden. In Abhängigkeit davon, wie hoch das eigene Einkommen sind, sind die Summen, die für das Kind bezahlt werden müssen jedoch unterschiedlich hoch. Zu den Kosten, die für das Kind mitzutragen sind, gehören zum Beispiel die Kosten für Lebensmittel, für Bekleidung, für die Schule oder aber auch das Taschengeld.

Wenn das Kind im gemeinsamen Haushalt lebt, zählen diese Kosten als so genannte Naturalkosten und werden ebenfalls von den Eltern getragen. Wenn das Kind jedoch bei einem Elternteil lebt, ist es notwendig, dass der andere sich an den Kosten für das Kind beteiligt und entsprechend die Summen überweist, bzw. dem ehemaligen Partner zur Verfügung stellt.

Wie hoch sind die Alimente, die ich für mein Kind bezahlen muss?

Wie hoch die Aliment sind, die ich für mein Kind bezahlen muss, hängt von insgesamt zwei Faktoren (grob betrachtet) ab:

  • Wie alt ist das Kind?
  • Wie hoch ist das eigene Nettoeinkommen?

Je älter das Kind ist, desto höher sind die Alimente, die monatlich gezahlt werden müssen. Darüber hinaus ist anzumerken, dass je höher das Nettoeinkommen ist, desto höher auch die Summe, die monatliche als Aliment bezahlt werden muss. Zu beachten ist, dass die Summe sich jedoch prozentual an das Einkommen gekoppelt wird.

Wenn das Kind im Alter von 0 bis 6 Jahren ist, werden 16 Prozent des Nettoeinkommens auf monatlicher Basis fällig.

Sollte das Kind 6 bis 10 Jahre alt sein, so werden 18 Prozent des monatlichen Einkommens netto fällig. Wenn das Kind bereits 10 bis 15 Jahre alt ist, werden 20 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens fällig und wenn das Kind älter als 15 Jahre alt ist, werden 22 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens fällig.

Zusammengefasst lassen sich folgende Werte definieren:

  • 0 bis 6 Jahre alte Kinder: 16% des Nettoeinkommens monatlich
  • 6 bis 10 Jahre alte Kinder: 18% des Nettoeinkommens monatlich
  • 10 bis 15 Jahre alte Kinder: 20% des Nettoeinkommens monatlich
  • Ab 15 Jahren: 22% des Nettoeinkommens monatlich

Darüber hinaus sind für weitere Kinder weitere Prozentpunkte zu leisten. Wenn ein weiteres Kind unter 10 Jahren vorhanden ist, wird +1% an Unterhalt verlangt. Für ein weiteres Kind über 10 Jahre werden +2% an Unterhalt verlangt. Für den Ehegatten bzw. für die Ehegattin werden je nach Einkommen zwischen 0 und 3% zusätzlich veranschlagt.

Alimente in Österreich – Beispiele aus der Praxis

Je nach persönlicher Situation werden unterschiedlich hohe Forderungen fällig. Die nachfolgenden Beispielfälle sollen dabei helfen, zu ermitteln wie hoch die Alimente ausfallen:

  • Fall 1: Nach einer Scheidung lebt das Kind bei meinem ehemaligen Mann. Ich habe ein Nettoeinkommen in Höhe von 3.000 Euro und das Kind ist 8 Jahre alt. Wie viel Alimente muss ich bezahlen?
  • Antwort: Wenn das Kind 8 Jahre alt ist, müssen 18% des monatlichen Einkommens netto entrichtet werden. Bei einem Nettoeinkommen in Höhe von 3.000 Euro entspricht dies einer Summe in Höhe von 540 Euro.
  • Fall 2: Das Kind lebt nach der Scheidung von meinem Partner bei mir. Es ist inzwischen 16 Jahre alt. Wie hoch ist mein Anspruch auf Alimente von meinem Expartner, der ein Einkommen in Höhe von 2.000 Euro netto im Monat hat?
  • Antwort: In diesem Fall werden 22% des monatlichen Nettoeinkommens in Form von Alimenten fällig. Die Alimente je Monat belaufen sich bei einem Nettoeinkommen in Höhe von 2.000 Euro im Monat auf 440 Euro.
  • Fall 3: Mein Kind ist 10 Jahre alt und wir leben in Scheidung. Das Kind möchte bei seiner Mutter leben, wogegen ich auch nichts einzuwenden habe. Wie hoch sind die Alimente, die ich für mein Kind bezahlen muss? Muss ich das Geld an die Mutter überweisen?
  • Antwort: Da das Kind 10 Jahre alt ist, müssen Alimente in Höhe von 20% des monatlichen Netto Einkommens gezahlt werden. Das Geld müssen sie direkt auf das Konto der Mutter überweisen, da das Kind noch nicht volljährig ist.

Grundsätzlich ist anzumerken, dass es je nach Szenario unterschiedlich hohe Forderungen gibt, die zu erfüllen sind. In der Praxis ist es wichtig, dass genau geklärt wird, in welchem Alter wie viel Geld gezahlt werden muss.

Wer bestimmt die Höhe der Alimente für das Kind?

Das Kinder und Jugendamt legt genau fest, wie hoch die Alimente sind, die auf monatlicher Basis zu bezahlen sind. Dazu ist es notwendig, dass ein Gehaltszettel vorgelegt wird. In der Praxis muss dieser von dem Arbeitnehmer erbracht werden und dem Jugendamt vorgelegt werden.

Bei Selbstständigen Personen ist es notwendig, dass entsprechend der Einkünfte der vergangenen 3 Jahre gemittelt ein Alimente Wert berechnet wird, der für die Alimente gezahlt werden muss.

Wie lange muss ich für das Kind bezahlen?

Grundsätzlich müssen die Alimente für das Kind bezahlt werden, bis dieses volljährig ist, oder zum Beispiel die schulische Ausbildung oder eine Lehre abgeschlossen hat. Zu berücksichtigen ist, dass die Höhe der Alimente gekürzt werden kann, wenn das Kind entsprechend während der Ausbildung bereits Geld verdient.

Für wie viele Kinder muss ich Alimente bezahlen?

Es ist erforderlich, dass für jedes Kind anteilig Alimente gezahlt werden müssen. In der Praxis ist zu erwähnen, dass jedoch für weitere Kinder meist nur ein geringer prozentualer Aufschlag gezahlt werden muss. Grundsätzlich wird auch hier alles danach geregelt, wie alt das Kind ist.

Was mache ich bei Problemen oder Uneinigkeit mit den Alimenten?

Es ist zu empfehlen, bei Problemen oder bei Uneinigkeiten zunächst eine gemeinsame Lösung zum Wohle des Kindes mit dem ehemaligen Ehepartner zu finden. Dies ist zu empfehlen, weil es sonst schnell zu Meinungsverschiedenheiten oder aber auch zu Streitigkeiten kommen kann. In der Praxis werden viele Sorgerechtsfälle vor Gericht geklärt. Dies sorgt leider in der Praxis auch dafür, dass alle Beteiligten eine Menge an Nerven lassen müssen und natürlich im Endeffekt hohe Kosten für alle Beteiligten entstehen.

Es ist daher in jedem Fall zu empfehlen, entsprechend eine Einigung ohne Gericht und ohne Anwälte zu treffen. Diese kann natürlich auch schriftlich fixiert werden, was besonders vorteilhaft ist. Sollte diese Einigung in der Praxis nicht funktionieren, weil zum Beispiel die Zahlungen nicht regelmäßig eintreffen, ist es möglich, dass noch immer entsprechende rechtliche Schritte in die Wege geleitet werden.

Was ist bei allen Finanzfragen grundsätzlich zu beachten?

Grundsätzlich sollte bei allen Finanzfragen immer beachtet werden, dass es um ein gemeinsames Kind geht. Das bedeutet, dass man sich um dieses gemeinsame Kind gut kümmern muss. Es ist zu empfehlen, immer alle Entscheidungen so zu treffen, dass das Wohle des Kindes im Mittelpunkt steht.

Hierbei geht es nicht nur um die finanziellen Fragen, sondern auch um die Frage, wo das Kind zum Beispiel leben und wohnen darf und wie oft der Vater, bzw. die Mutter das Kind besuchen darf. In der Praxis stellen die Fragen vor allem dann eine Herausforderung dar, wenn man entsprechend an verschiedenen Wohnorten lebt – zum Beispiel in Wien und in Graz und die Kinder zwischen beiden Orten gebracht werden müssen, weil sie noch zu jung sind, um alleine zu pendeln.

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